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Wirtschaft
 

Zusammenhänge – neu gesehen

Lass dein Geld für dich arbeiten ...

von Klaus Buschendorf

... diesen Rat hört man allerorten. Aber – kann es das? Ich kann Geld eintauschen gegen Waren, erhalten nach einer Tätigkeit, überweisen oder verbuchen im Zahlungsverkehr, aber – wie soll bedrucktes Papier arbeiten? Arbeiten kann nur der Mensch – mit seinen Händen, mit Maschinen. Er schafft ein Produkt, eine Ware. Dafür erhält er Lohn. Was ist mehr wert, das Produkt oder der Lohn? Dumme Frage, natürlich das Produkt. Ist das nicht ungerecht? Was geschieht mit dem Stück Mehr-Wert, welches der Arbeiter (der Produzent) nicht erhält? Wie groß ist es eigentlich?

Das weiß man nach der Arbeit gar nicht so genau. Zunächst erhält der Arbeiter (der Produzent) den vorher vereinbarten Lohn. Das Produkt muss erst zur Ware, muss verkauft werden. Der Preis dafür ist für den Verkäufer zunächst ein Risiko. Er muss einen Käufer finden, der einen höheren Preis zahlt, als er für den Lohn schon vorgeschossen hat. Das Ganze nennt man Markt und ist gar nicht so leicht zu durchschauen. Er hat etwas vom Oberlauf der Donau an sich. Der entspringt bei Donaueschingen, wächst langsam an, verschwindet fast gänzlich bei Immendingen im Karst, kommt bei Möhringen wieder ans Tageslicht und hat mehr Wasser als vorher. Wie kann das geschehen? Weil die Donau dort noch weitere Zuflüsse aufnimmt, ist sie nach ihrem Auftauchen mehr wert als vor ihrem Verschwinden.

Was für die Donau der Karst, ist für das Produkt (des Produzenten) der Markt. Wir müssen nicht alle Prozesse überschauen, welche das Produkt zur Ware werden lassen. Wichtig ist: Die Ware ist mehr wert als das ursprüngliche Produkt – und ist dabei doch ganz dasselbe Ding.

Den Wert der Ware über den Lohn hinaus vermehren Unternehmer und Händler. Sie haben dabei Risiken getragen: Voraussetzungen zu schaffen für die Produktion und die Ware zum Käufer zu bringen – das ist ihr Anteil am Schaffen des Mehrwerts – und doch: Geschaffen haben Ware und Mehrwert allein der Produzent, das ist der Arbeiter an der Maschine, der Ingenieur am Computer. Doch der erhält nichts mehr von diesem Mehrwert, den eignen sich Besitzer der Produktionsmittel und Händler an, Leute, die Geld haben, „... Geld für sich arbeiten lassen ...“, sagt man. Und verschleiert, dass hinter diesem Satz steht: Auch dieses schon vorhandene oder im Markt erwirtschaftete Geld haben (andere) Produzenten mit ihrer Arbeit erst möglich gemacht. Besitzer von Produktionsmitteln und Händler haben durch vorherigen Verkauf anderer Waren schon Geld durch – Aneignung von Mehrwert!

Wäre unsere Gesellschaft so gerecht, wie sie zu sein vorgibt, müsste sie an dem entstandenen Mehrwert den Arbeiter (den Produzenten) erneut beteiligen. Denn er schuf den ganzen Wert, nicht nur den Anteil seines Lohnes.

Geld kann nicht arbeiten. Mit der Behauptung, es könne das, wird verschleiert, dass für das Vorhandensein von Geld schon jemand gearbeitet hat. Dem wurde sein Anteil am Mehrwert vorenthalten – darum gibt es heute Superreiche. Und darum ist diese Gesellschaft, so wie sie ist, nicht gerecht.

Auf den Begriff des Mehrwerts und seiner Aneignung durch eine kleine Gruppe Menschen stieß Karl Marx, als der Kapitalismus sich zu entwickeln begann. Den Begriff und seinen Zusammenhang hört und sieht man heute selten. Kein Wunder, er soll ja auch nicht bekannt werden bei denen, die für ihn arbeiten – und denen er entwendet wird!

Wir sollten Marx wieder lesen. Darum haben wir einiges von ihm als Serie in unserer Zeitung. 

 

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